Frau Elipot, Sie arbeiten seit vier Jahren als freiberufliche Übersetzerin, haben Sie schon einen klar definierten Fachbereich?
Ich übersetze zu 90 % technikbezogene Texte, wie zum Beispiel Handbücher. Gerne würde ich mich auch in dem Fachbereich Reise- und Restaurantführer spezialisieren aber das ist nicht so einfach. Man muss dafür mindestens einen eigenen Blog zu diesen Themen haben, um sich auf dem Markt positionieren zu können. Denn ein spezifischer Studiengang wie Übersetzungswissenschaft bereitet einen fast gar nicht auf Fachbereiche wie Kunst oder Kultur vor. Das gleiche gilt zum Beispiel für Literaturübersetzungen, denn Verlage suchen meistens Übersetzer, die Literaturwissenschaften studiert haben und sich auf ein spezifisches Genre konzentrieren.
Sie haben gerade den Studiengang Übersetzungswissenschaft angesprochen. Sie haben in Frankreich studiert, wurden Ihnen an der Universität praktische Kenntnisse vermittelt, die es für die Berufsausübung braucht?
Kaum, nicht während des Studiums an der Universität. Wir haben nur einen theoretischen Überblick über die verschiedenen CAT-Tools bekommen. Wir haben zwar Diskussionen geführt, wie Projektmanagement funktioniert und wie Terminologie erstellt werden sollte, aber alles im akademischen Stil. Ungefähr die Hälfte des Programmes verbrachten wir mit Übersetzen, aber wir haben meistens Prosa und keine technischen Texte übersetzt. Im Nachhinein war das widersprüchlich, denn diese Textsorte eignet sich eigentlich gar nicht für die Bearbeitung mit CAT-Tools.
Wie haben Sie sich denn diese Kenntnisse angeeignet?
Ich habe während des Studiums ein Pflichtpraktikum bei einem Sprachdienstleister gemacht, was sehr sinnvoll war, denn dort habe ich vieles gelernt. Zum Beispiel wie ein Translation-Management-System funktioniert, wie man mit Fragen seitens des Kunden umgeht und wie man selbstständig für Übersetzungen recherchiert. Themen wie die Preiskalkulation habe ich mir im Anschluss selbst beigebracht.