Einleitung
Adobe FrameMaker ist eine professionelle Software aus dem Bereich der Technischen Dokumentation. Mit FrameMaker werden also typischerweise technische Inhalte erstellt und veröffentlicht.
Die mit FrameMaker erstellten Dokumente können für die unterschiedlichen Kanäle (z. B. für den Print- oder Web-Bereich, für den klassischen Desktopbereich oder auch für den mobilen Bereich) in unterschiedlichen Ausgabeformaten publiziert werden, z. B. in Form von PDF-Dateien, als E-Books, in HTML oder auch in Form von mobilen Apps.
FrameMaker gilt als führendes Programm unter den Autorenwerkzeugen. FrameMaker-Dokumente spielen daher auch im Bereich der Übersetzung eine bedeutende Rolle.
Unstrukturierte vs. strukturierte FrameMaker-Dokumente
Herkömmliche FrameMaker-Dokumente werden auch als „unstrukturierte“ FrameMaker-Dokumente bezeichnet. Dieser Ausdruck ist in Abgrenzung zu den „strukturierten“ Dokumenten zu verstehen, die ebenfalls mit FrameMaker erstellt werden können.
Letztere unterliegen einer fest definierten Datenstruktur und werden daher typischerweise in Form von XML - oder auch SGML-Dateien erstellt und auch als solche übersetzt (siehe hierzu daher insbesondere die Beschreibung von XML ). Die folgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf unstrukturierte FrameMaker-Dokumente.
Die FrameMaker-Formate FM und MIF
Im Falle von unstrukturierten FrameMaker-Dokumenten ist FM das Standardformat von Adobe FrameMaker. FrameMaker-Dokumente werden also für gewöhnlich in diesem Format erstellt und bearbeitet. MIF ist hingegen das Austauschformat von FrameMaker. Das Akronym MIF steht dabei für Maker Interchange Format. Als Austauschformat wird MIF u. a. dazu verwendet, FrameMaker-Dokumente in älteren FrameMaker-Versionen oder auch in anderen Anwendungen (aus dem Bereich der Technischen Dokumentation) zu öffnen. Das MIF-Format kommt schließlich aber auch immer dann zum Einsatz, wenn FrameMaker-Dokumente übersetzt werden sollen.
Aus technischer Sicht ist MIF ein ASCII-basiertes Format, d. h., es besteht aus reinem Text in der Zeichenkodierung ASCII, der im Falle von MIF mit Zusatzinformationen angereichert ist. MIF-Dateien lassen sich daher mit einem herkömmlichen Texteditor öffnen und auch bearbeiten. FM ist hingegen ein binäres Dateiformat, dessen Inhalte folglich nicht mit einem Texteditor, sondern nur mit FrameMaker bearbeitet werden können.
Sonstige FrameMaker-Formate
Neben den Formaten FM und MIF gibt es weitere FrameMaker-spezifische Formate, so z. B. das Book-Format. Bei einer Datei in diesem Format handelt es sich um eine Buchdatei, die mehrere FrameMaker-Dateien in einem einzigen Dokument bündelt. Ein solches Buch enthält aber nicht die Inhalte der einzelnen FrameMaker-Dateien, sondern lediglich Referenzen auf diese Dateien sowie weitere grundlegende Informationen zum jeweiligen Buch. Buchdateien spielen daher bei der Übersetzung in der Regel keine Rolle. Die in einem Buch gebündelten FrameMaker-Dateien müssen hingegen einzeln konvertiert und übersetzt werden.
Indexdateien z. B. sind spezielle FrameMaker-Dateien, in denen Indizes – also Stichwort- oder auch Namensregister – gespeichert werden und deren Dateiname jeweils auf SIX endet. Auch diese Indexdateien müssen im Normalfall nicht übersetzt werden, da die Indizes jeweils aus den Indexeinträgen generiert werden, die in den FrameMaker-Dateien selber enthalten sind.
MIF-Dateien erstellen
Um ein herkömmliches FrameMaker-Dokument im FM-Format in das Austauschformat MIF umzuwandeln, muss die FM-Datei innerhalb von FrameMaker lediglich im MIF-Format abgespeichert werden, und zwar z. B. über den Menübefehl Datei → Speichern unter. Anschließend wird als Dateityp „MIF“ in der aktuellen Version (z. B. „MIF 2017“) ausgewählt und die Datei wird mit dem gewünschten Dateinamen abgespeichert. Die so erstellte MIF-Datei kann nun mit der Across Translator Edition eingecheckt und übersetzt werden.
Vor dem Projektstart
Vor der Projektanlage ist zunächst zu prüfen, welche spezifischen Inhalte das zu übersetzende MIF-Dokument hat.
Wichtig: Bei der Übersetzung von FrameMaker-Dokumenten gilt es grundlegend, das Folgende zu beachten: Mit der Across Translator Edition können FrameMaker-Dokumente im MIF-Format übersetzt werden, auch ohne dass FrameMaker auf dem lokalen Rechner installiert ist. Um FrameMaker-Dateien öffnen zu können, sei es zur Umwandlung eines FM-Dokuments in ein MIF-Dokument, zur Erstellung einer Vorschau während der Übersetzung oder auch zur finalen Prüfung der übersetzten FrameMaker-Datei, ist die Installation von FrameMaker notwendig. Falls keine Installation von FrameMaker vorliegt, ist es daher wichtig, dies mit dem Auftraggeber im Vorfeld der Übersetzung zu besprechen, auch weil in diesem Fall seine Mithilfe für die erfolgreiche Abwicklung des Übersetzungsprojekts unerlässlich ist.
Tipp: Für ein einmaliges Übersetzungsprojekt von FrameMaker-Dokumenten kann FrameMaker als Testversion installiert werden.
Neben normalem Text enthalten FrameMaker-Dokumente in der Regel weitere Elemente wie Abbildungen und Tabellen. Darüber hinaus kommen auch spezifischere Bestandteile wie beispielsweise unterschiedliche Arten von Seiten (Arbeitsseiten sowie Vorgabe- und Referenzseiten), bedingten Text, Querverweis- und Nummerierungsformate sowie System- und Benutzervariablen vor.
Im Hinblick auf die Projektvorbereitung sowie die Projektanlage sind insbesondere die folgenden Dinge zu beachten:
PDF-Version der Ausgangsdokumente
Für die Übersetzung von MIF-Dateien ist es in der Regel von Vorteil, wenn das jeweilige Ausgangsdokument den Projektbeteiligten im PDF-Format vorliegt, z. B. um auf enthaltene Abbildungen sowie den Kontext von ausgangssprachlichen Inhalten zugreifen zu können. Die PDF-Version der Ausgangsdokumente ist im Vorfeld der Übersetzung ggf. vom Auftraggeber anzufordern.
Externe Quellen für den Fall einer Layoutkontrolle
Soll auch eine Layoutkontrolle der Übersetzung durchgeführt werden (hierzu muss eine Installation von FrameMaker vorhanden sein), müssen Inhalte aus externen Quellen wie z. B. referenzierte Grafiken, Einschübe etc. lokal aufseiten der für die Layoutkontrolle verantwortlichen Person vorliegen. Die externen Quellen sind daher im Vorfeld der Übersetzung ggf. vom Auftraggeber anzufordern.
Verarbeitung FrameMaker-spezifischer Elemente anpassen
Die Art und Weise, wie die Across Translator Edition Dokumente eines bestimmten Formats verarbeitet, wird über sogenannte Dokumenteneinstellungsvorlagen gesteuert. Diese finden sich unter Tools → Systemeinstellungen → Dokumenteneinstellungen. Die Vorlagen für die Verarbeitung von MIF-Dateien finden sich im Unterbereich „MIF 8-2017“ für Dokumente ab der FrameMaker-Version 8 bzw. „MIF 7“ für ältere FrameMaker-Versionen. Insbesondere über die Schaltfläche Erweitert kann mithilfe verschiedener Optionen die Verarbeitungsweise von FrameMaker-spezifischen Elementen angepasst werden.
So werden mit den Standardeinstellungen der Across Translator Edition Benutzer- und Systemvariablen, die Inhalte von Vorgabeseiten sowie Nummerierungs- und Querverweisformate extrahiert und können übersetzt werden. So definieren Querverweisformate z. B. die verschiedenen Arten von Querverweisen eines FrameMaker-Dokuments. Enthalten die im FrameMaker-Dokument verwendeten Querverweisformate zu übersetzenden Text, so sind die Querverweisformate in aller Regel zu übersetzen.
Die Inhalte von Referenzseiten werden hingegen standardmäßig ignoriert und können folglich auch nicht übersetzt werden. Im Vorfeld der Übersetzung sollte geprüft werden, ob die Standardeinstellungen mit den individuellen Bedürfnissen übereinstimmen, andernfalls sind die Optionen entsprechend anzupassen.
Bestimmte Steuerzeichen entfernen
Über entsprechende Optionen in den erweiterten Einstellungen der Dokumenteneinstellungsvorlagen von MIF kann festgelegt werden, ob spezielle Informationen beim Eincheck-Vorgang aus den MIF-Dateien entfernt werden sollen. Hierbei handelt es sich um manuelle Umbrüche von Seiten, Spalten und Zeilen, um bedingte Trennzeichen sowie um die Informationen zum Änderungsbalken.
Durch die unterschiedliche Länge der Übersetzung im Vergleich zum Ausgangsdokument ist es häufig sinnvoll, insbesondere die manuellen Seiten-, Spalten- und Zeilenumbrüche und bedingten Trennstriche aus dem Quelldokument zu entfernen. Der Änderungsbalken hebt in FrameMaker Änderungen im Dokument hervor. Hier ist ggf. nach Rücksprache mit dem Auftraggeber zu entscheiden, ob diese Information auch in der Übersetzung enthalten sein soll.
Verarbeitung von bedingtem Text
Bedingter Text dient in FrameMaker dazu, Varianten von Text (z. B. für verschiedene Ausgabeformate) zu erfassen. Daher wird bedingter Text standardmäßig aus MIF-Dateien extrahiert und kann folglich übersetzt werden. Bedingter Text kann aber auch für interne Anmerkungen genutzt werden, der vor der Ausgabe des Dokuments ausgeblendet wird. Für einen solchen Anwendungsfall kann über eine Option in den erweiterten Einstellungen der Dokumenteneinstellungsvorlagen von MIF festgelegt werden, dass ausgeblendeter bedingter Text ignoriert werden soll und folglich nicht übersetzt werden kann.
Übersetzen von MIF-Dateien mit der Across Translator Edition
Bei der Übersetzung von MIF-Dokumenten gibt es nur wenige FrameMaker-spezifische Eigenschaften zu beachten.
Wichtig: Um eine Vorschau von MIF-Dateien erstellen zu können, muss FrameMaker auf dem lokalen Rechner installiert sein (siehe hierzu auch die Anmerkungen unter „Vor dem Projektstart“). Die Across Translator Edition erkennt automatisch, wenn FrameMaker auf dem lokalen Rechner installiert ist. Beim erstmaligen Öffnen einer Übersetzungsaufgabe einer MIF-Datei muss lediglich eine Meldung mit Ja bestätigt werden, um für Vorschauen FrameMaker zu verwenden.
Zu den FrameMaker-spezifischen Eigenschaften, die es bei der Übersetzung zu beachten gilt, zählen u. a.:
Placeables
In FrameMaker-Dokumenten gibt es eine Reihe von Inhalten, z. B. bedingten Text, Tabellen oder auch Bildrahmen, die im Übersetzungseditor crossDesk in Form von grauen Feldern dargestellt werden, den sogenannten „Placeables“. Diese können nicht übersetzt werden, sondern müssen lediglich an den entsprechenden Stellen in die Übersetzung übernommen werden. Die Übernahme erfolgt am einfachsten über einen Doppelklick auf das jeweilige Placeable.
Besondere FrameMaker-spezifische Elemente
FrameMaker-Dokumente enthalten in der Regel Elemente, die spezifisch für FrameMaker sind. Hierzu zählen u. a. Benutzer- und Systemvariablen, die Inhalte von Vorgabe- und Referenzseiten sowie Nummerierungs- und Querverweisformate wie auch Indexeinträge. Die Vorgehensweise bei der Übersetzung dieser unterschiedlichen Inhalte ist stets die gleiche: Sie unterteilt sich in die Übersetzung der grundlegenden Definitionen dieser Elemente und in die Übernahme der konkreten Bezüge in die Übersetzung. So müssen z. B. bei der Übersetzung von Querverweisen einerseits die grundlegenden Querverweisformate übersetzt werden und andererseits die eigentlichen Querverweise in Form von Placeables.
Die Definitionen der FrameMaker-spezifischen Elemente werden jeweils im Übersetzungseditor crossDesk gruppiert dargestellt und können dadurch zusammen übersetzt werden.
Alternativ ist es möglich, die konkreten Bezüge (also einen Querverweis) zu übersetzen und von der Übersetzung aus zur grundlegenden Definition zu springen (also zum entsprechenden Querverweisformat), um diese zu übersetzen. Hierzu genügt es, mit der rechten Maustaste auf das Placeable in der Übersetzung zu klicken und den entsprechenden Befehl zu wählen (Gehe zu Querverweisformatdefinition).
Wichtig: Die Übersetzung muss zu diesem Zeitpunkt gespeichert sein, also den Status „bearbeitet“ oder „übersetzt“ haben. Andernfalls ist der entsprechende Befehl ausgegraut. Nach der Übersetzung der Definition kann über das Symbol „Letzter geänderter“ zurück zur eigentlichen Übersetzung gesprungen werden.
Tipps & Tricks
Dokumentinhalte sperren oder ausblenden
In den Dokumenteneinstellungsvorlagen von MIF ist es möglich, Text auf Grundlage der in der MIF-Datei verwendeten Absatz- oder Zeichenformate zu sperren oder auszublenden. Die Absatz- und Zeichenformate sind mit den entsprechenden Formatvorlagen in Word vergleichbar. Auf diese Weise müssen die entsprechenden Inhalte nicht übersetzt werden. Hierzu am einfachsten unter Tools → Systemeinstellungen → Dokumenteneinstellungen → MIF 8-2007 bzw. MIF 7 die Formate des zu übersetzenden MIF-Dokuments über Laden einlesen und anschließend über „Typ“ die Bearbeitungsweise der gewünschten Formate anpassen (z. B. durch Auswahl von „Ausgeblendet“).
Finale Prüfung und Nachbearbeitung der Übersetzung in FrameMaker
Nachdem die Übersetzung fertiggestellt und das Zieldokument aus der Across Translator Edition ausgecheckt wurde, sollte das übersetzte MIF-Dokument in jedem Fall in FrameMaker geöffnet werden, um dieses final zu prüfen und ggf. nachzubearbeiten. Wenn keine Installation von FrameMaker vorliegen sollte, ist diese Aufgabe ggf. vom Auftraggeber zu übernehmen – siehe hierzu auch die Anmerkungen unter „Vor dem Projektstart“. Die Prüfung und Nachbearbeitung der Übersetzung betrifft u. a. die folgenden Punkte:
Index aktualisieren
Enthält das übersetzte MIF-Dokument Indexeinträge, so muss der entsprechende Index in FrameMaker neu erstellt werden. Hierzu den Menübefehl Hinzufügen → Standardindex wählen und den Index entsprechend konfigurieren und anschließend erstellen.
Ungelöste Querverweise und Einschübe prüfen
In FrameMaker kann gezielt nach ungelösten Querverweisen und Einschüben (d. h. aus externen Quellen eingefügte Texte oder Grafiken) gesucht werden. Der Ausdruck „ungelöst“ heißt in diesem Zusammenhang, dass der Querverweis bzw. Einschub nicht aktualisiert werden kann, weil das Ziel des Querverweises bzw. die Quelle des Einschubes fehlt. Hierzu den Pod „Querverweise“ bzw. „Einschübe“ öffnen (über den Menübefehl Ansicht → Pods → Querverweise bzw. Einschübe...). Ungelöste Querverweise oder Einschübe werden jeweils mit einem roten, anstatt mit einem grünen Symbol gekennzeichnet.
Fehlerkonsole verwenden
In FrameMaker können über die Fehlerkonsole Dokumente auf Fehler hin geprüft werden. Bei der Prüfung werden u. a. fehlende Schriftarten gefunden. Die Fehlerkonsole kann über den Menübefehl Ansicht → Pods → Konsole eingeblendet werden.
Anpassung von Sprachtags
Die Tags, die in MIF-Dateien die Sprache des Dokuments bzw. des jeweiligen Abschnittes definieren, werden von der Across Translator Edition automatisch an die Zielsprache angepasst. Diese Informationen sind u. a. wichtig für die Silbentrennung sowie die Rechtschreibprüfung. Zusätzlich kann in den erweiterten Einstellungen der Dokumenteneinstellungsvorlagen von MIF festgelegt werden, dass die Anpassung grundsätzlich in allen Bereichen des MIF-Dokuments oder nur in den übersetzten Bereichen erfolgt.
MIF-Datei in FM-Datei umwandeln
Nach dem Auschecken eines übersetzten MIF-Dokuments muss das MIF-Dokument normalerweise wieder in das ursprüngliche FM-Format umgewandelt werden. Hierzu das MIF-Dokument in FrameMaker öffnen und über Datei → Speichern unter im FM-Format abspeichern.
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